„Im allgemeinen lässt sich sagen, dass die Magie darin besteht, alle Farben so zu behandeln, dass dadurch ein für sich objektloses Spiel des Scheines hervorkommt, das die äußerste verschwebende Spitze des Kolorits bildet, ein Ineinander von Färbungen, ein Scheinen von Reflexen, die in andere Scheine scheinen und so fein, so flüchtig, so seelenhaft werden, dass sie ins Bereich der Musik herüberzugehen anfangen.“ (1)
"Was Hegel in diesem mit Blick auf die altniederländische Malerei entstandenen Text hervorhebt, die Flüchtigkeit der Farbe, die Loslösung von der Fläche bis zur Entmaterialisierung und Verwandlung in sphärische Dimensionen, lässt sich mühelos auf die Arbeiten von Christine Reifenberger übertragen. Ihre Malerei kommt ganz aus diesem lebendig Bewegten. Bei ihr „sitzt“ eine Farbe, ein Rot, ein Schwefelgelb oder Neon-Orange niemals als isolierter Akzent auf der Fläche. Die Farbe ist Teil eines permanenten Prozesses. In steter Veränderung, schwebend, sich bildend und wieder auflösend, kommt sie von irgendwoher – aus der Tiefe, durch die sie sich Dank der Reinheit der Pigmente hindurcharbeitet; aus der Höhe, als wässriges Element, ein Liniengespinst, das sich als feines Rinnsal über die Fläche bewegt und darüber hinaus, seinen Weg auf dem Atelierboden weiterverfolgend bis es versiegt. Die Farbe kommt und geht. So kann sie sich mit anderen Farben mischen, sich verbinden – oder das Darunterliegende lösen, durch ihre Strahlkraft oder aber auch fahl und pigmentarm dagegensetzen, sich absondern mit der feinziselierten Grafik ausblühender Ränder. Aber nicht nur die Farbe, auch der Bildträger kann bewegt, umgedreht und schließlich plastisch geformt werden. Immer wieder wird bereits Vorhandenes zurückgedrängt, anderes, neues kommt hinzu, wird untergegraben und lagert sich ab als Humus, der die Energie liefert für den nächsten Impuls." (2)
Mit diesem Ausschnitt aus dem Katalogtext - Christine Reifenberger Morph - beschreibt Sabine Elsa Müller sehr genau die Arbeit von Christine Reifenberger.
Die Arbeiten sind bei uns zu sehen bis Ende August 2020 - wegen der aktuellen Situation bitte nur nach vorheriger Anmeldung.
Wir freuen uns auf Euren/Ihren Besuch!
(1) G.W.F. Hegel, Vorlesungen über die Ästhetik (1835 – 1838), in Christine Reifenberger Morph, StrzeleckiBooks, Köln 2015
(2) Sabine Elsa Müller in Christine Reifenberger Morph, StrzeleckiBooks, Köln 2015